MOMO UND DIE ZEIT

MOMO UND DIE ZEIT

Eine szenische Collage nach Michael Ende
Ferienworkshop Tourismuskirche Eckernförde – „Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis“, schreibt Michael Ende: „Alle Menschen haben daran teil, jeder kennt es, aber die wenigsten denken darüber nach. Die meisten Leute nehmen es einfach so hin und wundern sich kein bisschen darüber. Dieses Geheimnis ist die Zeit.“ Michael Endes Geschichte von Momo, dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte, ist ohne Altersangabe, für jeden Augenblick in unserem Leben zugelassen.

In der Stadt, in der das Mädchen Momo wie eine Landstreicherin in der Ruine eines kleinen römischen Amphitheaters lebt, tauchen eines Tages Zigarre rauchende aschgraue Herren in spinnwebfarbenen Anzügen mit bleigrauen Aktentaschen auf, in deren Gegenwart es die Menschen fröstelt. Momo versteht es, anderen zuzuhören und sie dadurch in ihren Bann zu ziehen. Sie schütten Momo dann ihr Herz aus und spüren, dass sie selbständig, charakterstark und mit ihrem Leben zufrieden ist. Die grauen Herren verstehen sich auf die Zeit, reden den Menschen ein, sie dürften nur noch Nützliches tun, um Zeit zu sparen. Der Friseur zum Beispiel hört auf, mit seinen Kunden zu plaudern und schneidet ihnen nun die Haare in 20 statt in 30 Minuten. Seine alte taube Mutter, für die er sich bisher jeden Tag Zeit nahm, bringt er in ein Altenheim. Auch mit Momo spricht einer der grauen Herren. „Man muss nur immer mehr und mehr haben, dann langweilt man sich niemals“, behauptet er. Doch als Momo ihn fragt, ob ihn jemand lieb hat, krümmt er sich und verrät ihr, dass er und seinesgleichen ohne ein von den Menschen angespartes Zeitguthaben nicht existieren können. Weil das vor den Menschen geheim gehalten werden muss, erinnern sich diese nicht mehr an das Gespräch mit den grauen Herren, sobald sie anfangen, Zeit zu sparen.

Momo und ihre Freunde rufen zu einer großen Versammlung auf, um die Wahrheit über die grauen Herren zu verbreiten, aber kein Erwachsener folgt ihrer Einladung. Da führt die Schildkröte Kassiopeia Momo zu Meister Hora, der die Zeit verwaltet. Momo sieht, wie eine Stundenblüte nach der anderen sich entfaltet und verwelkt, während sich bereits die nächste Knospe öffnet.Als Momo nach einem Jahr in ihr Amphitheater zurückkehrt, vermisst sie ihre Freunde. Auch sie sind Opfer der grauen Herren geworden und haben keine Zeit mehr, um Geschichten zu erzählen oder anzuhören. Die grauen Herren aber wollen von Momo zu Meister Hora geführt werden, damit sie ihr Werk vollenden können. Meister Hora hält die Zeit für eine Stunde an, um Momo Gelegenheit zu geben, den Zeittresor der grauen Herren zu finden. Mit Hilfe der Schildkröte gelingt es dem Mädchen, die grauen Herren zu überwinden und den Menschen die geraubte Zeit zurückzugeben.

„Momo“ ist eine märchenhafte Parabel auf unsere rastlose Zeit, eine Warnung vor „grauen Herren“, die den Menschen einreden wollen, sie müssten ihre Zeit möglichst effizient einteilen. Menschen, die ihre Zeit mit Hilfe ausgeklügelter „Time Systems“ einteilen, um möglichst effizient zu sein und keine Zeit zu „verschwenden“. Aber Momo und ihre Freunde gewinnen und bringen der Welt die Farbe und ihre Vielfältigkeit zurück, die wir uns bewahren wollen.
Im Ferienworkshop haben wir das Märchen in zwölf Stationen ästhetisch beleuchtet. Wir machten uns auf den Weg, um die Zeit zu erforschen. Choreografierte Bilder sind mit Sprechszenen abwechselnd eingebunden in Musik. Bewegungsabläufe wurden untersucht vom Zeitraffer bis zur Unrast und dabei auch unsere eigene Zeit in den Blick genommen.

Es spielte 19 Darsteller*innen von 11 – 68 Jahre mit und ohne Handicap in der Stadthalle Eckernförde.

Konzept/ Regie: Anja Beatrice Kaul und Claudia Gottuk-Brede
Technische Leitung: Robbert Arndt
Licht-und Sounddesign: Jaro Dübe
Gesamtorganisation: Tourismuskirche Eckernförde: Brigitte Gottuk

Gefördert durch Aktion Mensch und den Ev.Luth. Kirchenkreis Rendsburg-Eckernförde