HIER BAUT DAS MILIEU – ALLES PALETTI
Ein Projekt über Leben, Wohnen und Bauen in der Südlichen Friedrichstadt Berlin
In dem Projekt „Hier baut das Milieu“ arbeiteten Bewohner*innen, Künstler*innen der freien Szene, Studierende der Sozial- und Kulturwissenschaften, Jugendliche, Kinder und Senior*innen zusammen. Am Beispiel des Kreuzberger Sanierungsgebiets Südliche Friedrichstadt, seiner Wohnungsprojekte und der ewigen Baustelle rund um den Mehringplatz stellten sie sich die Frage, was es heißen kann, ein RECHT AUF STADT zu haben. Sie antworteten darauf mit den Mitteln der wissenschaftlichen Recherche, des Films, des Theaters, der Literatur, des Objektbaus und der Musik.
So entstand im Department Theater ein tragikomisches theatral-filmisch-musikalisches Lehrstück entstanden. Ein Denk- und Planspiel über die Chancen und Grenzen der sogenannten Bürgerbeteiligung oder Partizipation unter Verwendung von Motiven aus Brechts „Puntilla und sein Knecht Matti“ entwickelt worden. Für Leute, mit Leuten und von Leuten, die sich fragen, ob, wie und warum man sich überhaupt noch engagieren sollte.
Die jahrelangen realen Auseinandersetzungen um die „Parkpalette“, ein baufälliges Parkhaus Nähe Mehringplatz, bestimmten unsere Ausgangssituation. Seit Jahren ist das ungenutze Parkhaus den Bewohner*innen ein Dorn im Auge. Es gab Proteste, Unterschriftenaktionen. Dann gab es einen Zaun, der Junkies und Obdachlosen den Zugang verwehren sollte und schnell wieder Löcher bekam. Hinter dem Zaun ist es dunkel. Wird hier je gebaut werden? Und wenn ja was? Diese Parkpalette gehört einem privaten global agierenden Immobilienunternehmen.Jetzt stellten wir uns spaßeshalber Folgendes vor:
Der „Alleroberste Boss“ dieses Immobilienunternehmens ist ein Typ wie dieser „Puntila“ in dem Stück von Bertolt Brecht.
Kennen Sie den Großgrundbesitzer Puntila? Wenn Puntila betrunken ist, versucht er, ein Menschenfreund zu sein. Wenn er nüchtern ist, verfolgt er gnadenlos seine wirtschaftlichen Interessen. So funktioniert Puntila. Dieser Immobilienboss Puntila, total besoffen, schenkt uns, die wir hier wohnen und arbeiten, die Parkpalette samt Grundstück. Und dazu eine Viertelmilliarde Euro. „Macht was Schönes draus“, sagt er. „Macht daraus, was IHR braucht und was IHR wollt!“
Und dann? Ist dann alles gut? Ist dann „alles paletti“? Es ist nicht alles paletti. Jetzt erst begannen die Fragen und Verwicklungen der Geschichte, die es von uns zu erfinden war.
– Wie können wir uns zusammentun, damit wir Puntilas Geschenk überhauptannehmen können?
– Wer sind wir überhaupt?
– Und was brauchen wir – was für Leute, welches Wissen,- um selber planen und bauen zu können?
– Und was soll dort hingestellt werden: mitten ins Herz unseres Lebensraums, mitten ins Herz von Berlin?
Und schließlich : Was wird geschehen, wenn Puntila wieder nüchtern wird, und alle Versprechungen sind nicht mehr wahr?
So entstand, die multimediale Theater-Märchen-Show „Alles Paletti“ zur Sanierung, Gentrifizierung und Bürgerbeteiligung in der Südlichen Friedrichstadt. Eine Produktion des Milieu-Ensembles. Aufgeführt am 13. April 2019 im Rahmen eines vom Projekt organisierten Stadteil-und Familienfestes im türkischem Theater Tiyatrom in Kreuzberg.
Gesamtleitung: Michael Kreutzer, (KUBIQ e.V.)
Regie: Anja Beatrice Kaul
Text und Dramaturgie: Michael Kreutzer
Filme: Robert Kreutzer
Technik/Licht: Robbert Arndt
Technische Assistenz: Jaro Dübe
Kostüme: Anja Beatrice Kaul
Bühne/Ausstattung: Ulrich Hardt (Expedition Metropolis)
Übersetzungen: Isam El-Yasiri, Yekta Arman
KUBIQ e.V. in Kooperation mit Tiyatrom, türkisches Theater Berlin, Trafotransit, Expedition Metropolis und FRi-X Jugendkunstschule Friedrichshain-Kreuzberg.
Gefördert durch das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg.
